Eine simple Frage die für viele einfach zu beantworten ist. Doch so einfach ist es nicht für alle.
Ich hatte gestern im Laufe des Tages auf BlueSky eine etwas längere und ausführliche Unterhaltung, weil ich mich – wie so oft – im Rahmen des Bundesliga-Samstags mal wieder über eine Trikotauswahl echauffierte. Werder Bremen empfang den 1. FSV Mainz 05. Die einen haben traditionell grüne Leibchen an, die anderen haben ihre Hausfarbe rot.
Das sollte also doch gar kein Problem sein. Die spielen ja schließlich nicht in den selben Farben. Doch für ca. jeden 12. Mann und jede 200. Frau ist diese Farbkombination ein Griff ins Klo. Diese Menschen leiden unter einer Farbsehschwäche. Die Farben verschwimmen ineinander und so mancher Zuschauende sieht 20 Spieler in dem selben Trikot. Beim oben genannten Beispiel von Bremen und Mainz durfte man sich immerhin an den Hosen erfreuen, die den notwendigen Kontrast hatten.
Es ist kein neues Thema in der Bundesliga. Der SC Freiburg hat in der Saison 2020/21 bei einem Heimspiel seine Trikotauswahl kurzfristig geändert. Ein eigener Spieler der Freiburger hat ebenfalls eine Farbsehschwäche und so entschieden sich die Freiburger in gelb statt traditionell in rot gegen grüne Augsburger anzutreten.
Der Fall des SC Freiburg zeigt, wie simpel diese Problematik umgangen werden kann. Die Vereine haben heutzutage alle 3 Kits zur Auswahl und so sollte eigentlich immer ein nötiger Kontrast gegeben sein. Das weder Vereine noch Verband und Liga darauf wirklich Wert legen, irritiert und stört mich immer wieder.
Bei dem Beispiel mit Freiburg funktionierte dieser Trikottausch, weil die Augsburger mit einem dunklen grün aufliefen. Sieht man sich dagegen die, sehr gerne getroffene, Trikotauswahl bei Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg an, gelingt dieser Kontrast nicht. Das Neon-Grün von Wolfsburg ist wie das Heimtrikot des BVB in einem hellen Farbton. Der Kontrast von hell zu dunkel ist nicht gegeben. In dieser Konstellation werden Menschen ausgeschlossen, die an einer kompletten Farbfehlsichtigkeiten leiden und nur weiß, schwarz und graustufen erkennen.
Der Fußball kann hier tatsächlich von anderen Sportarten lernen. Werfen wir den Ball mal zum Basketball. Dort verlangt die BBL die Unterscheidung in jeweils einem hellen und dunklen Trikotsatz und behält sich das Recht vor, Trikotsätze abzulehnen bzw. auf einen dritten alternativen Trikotsatz für die Mannschaften zu bestehen. So einfach.
Ich selber »leide« unter einer Farbsehschwäche. Die Ishihara-Farbtafeln sind, vermute ich jetzt mal, jedem ein Begriff. Haltet mir die vor die Augen und ich werde gnadenlos untergehen und entweder gar keine Zahl erkennen oder eher verzweifelt die richtige raten. Das heißt nicht, dass ich im Alltag rot und grün nicht unterscheiden können. Ihr könnt ruhig die Ampel vor mir umdrehen oder mich Fragen, welche Farbe euer T-Shirt hat. Das Thema ist für mich bei Farbverläufen und Bewegungen relevant. Eben halt beim Sport bzw. vor allem beim Fußball.
In meiner gestrigen Unterhaltung im Social Media fiel mir vor allem auf, dass das Thema eine entsprechende Sensibilisierung benötigt. Sind euch Menschen in eurem Umfeld bekannt, die an einer Farbsehschwäche leiden? Ich lehne mich mal aus dem Fenster: Vermutlich eher nicht so und wenn doch, dann aber auch nicht von sehr vielen Mitmenschen. Aus meiner eigenen Sicht kann ich sagen, es ist oft eher ein belächelt werden, wenn ich von einer Rot-Grün-Schwäche spreche.
Soll heißen: Macht euch das ein bisschen bewusst, versucht Farbkontraste herzustellen wenn möglich. Es hilft am Ende. Falls euch das Thema nun doch noch ein wenig mehr interessiert, empfehle ich euch mal beim Interessenverband der Farbsehschwachen und Farbenblinden vorbei zu gucken.
P.S. Am Mittwoch ist der 6. September und damit der Colour Blind Awareness Day.